Wiederaufbau des historischen Kastengestühls im Oktober 2016


Von links nach rechts: Alexander Ackermann, Josephine Bartholome´, Richard Engel und Clara Kirmse
Von links nach rechts: Alexander Ackermann, Josephine Bartholome´, Richard Engel und Clara Kirmse

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Nach der Bergung und dem Bau der Noteinhausung hat es noch einmal ein Jahr lang gedauert, um mit viel Aufwand und Präsentationen auch beim Kirchgemeinderat etwas Überzeugungsarbeit zu leisten, da dieser noch sehr lange an dem Beschluss festhielt, das historische Gestühl nicht wieder einbauen zu lassen.

 

In der Woche vom 4. bis 8. Oktober 2016 haben wir unser großes Projekt mit dem Wiederaufbau des historischen Gestühls gestartet – alles relativ knapp und etwas stressig aber wir haben unser straffes Programm geschafft. Am ersten Tag haben wir alle Teile des Gestühls in die Kirche getragen und am späten Nachmittag mit der Rekonstruktion des Sockels für das Patronatsgestühl an der Nordseite begonnen. Am nächsten Tag  konnten wir dann auf der Seite die großen und schweren Brüstungselemente auf dem rekonstruierten Sockel montieren. Die folgenden beiden Tage bauten wir dann das Patronatsgestühl an der Südseite auf. Am letzten Tag erfolgte schlussendlich der Wiederaufbau des Kastengestühls von 1724 mit seinen wiederverwendeten Renaissancetäfern im Schiff unter dem Triumphbogen. Die Rekonstruktion des Sockels war recht aufwändig und zeitintensiv: Die Verbindungen der Balkenkonstruktion wurden eingesägt und dann per Hand mit dem Stechbeitel ausgearbeitet – fast wie damals. Da von der Sockelkonstruktion leider keine Vorzustandsaufnahmen gemacht wurden, war es nötig sich eine neue logische Konstruktion zu überlegen. Als Vorlage diente mir  nur ein Foto, auf dem noch schwach die Abdrücke von Balken unter dem schon ausgebauten Gestühl zu erkennen waren und ein noch erhaltener Balken an einer Brüstung des Laiengestühls. Hieraus konnte ich mir eine Konstruktion überlegen, die dem historischen Vorbild sehr nahe kommt. Das Patronatsgestühl wurde vermutlich im 19. Jh. jeweils in Ost- und Westrichtung erweitert, sodass der Sockel ursprünglich gestückelt gewesen sein muss. Um eine bessere und zusammenhängende Stabilität und eine gleichmäßige Belastung des Fußbodens zu gewährleisten, ist die rekonstruierte Balkenkonstruktion durchlaufend ausgeführt worden. Die Brüstungselemente wurden anschließend passgenau auf ihr montiert. Dazu konnten die alten Zapfen an den Brüstungen genutzt werden, die dann in die neuen Balken eingelassen wurden. Am Abend des Sonnabend standen somit alle großen Elemente wieder an ihrem Platz. In dieser stressigen Woche kamen aufgrund des Berichts von der Ostseezeitung und einem Telefoninterview vom NDR-Radio noch einige interessierte Besucher vorbei, darunter auch einige aus der eigenen Gemeinde, was mich natürlich besonders gefreut hat. Den weiteren Aufbau der kleineren Elemente, wie Lehnen, Bänke und Sockelbretter, sowie Ergänzungen, führte ich an Wochenenden durch, an denen mal einige Stunden Zeit war. Die Arbeiten dauern also noch an. Bisher wurden von mir 179,5 Arbeitsstunden aufgewendet. Dazu kommen 131,5 Arbeitsstunden meiner Kommilitonen, soadass insgesamt bisher 311 ehrenamtliche Arbeitsstunden in diesem Projekt  stecken. Die Retusche an der Oberfläche kommt demnächst. Einige Zeit war nun noch deutlich zu sehen, wie stark das zum Teil schon fast 300 Jahre alte Gestühl in den letzten drei Jahren unter Feuchtigkeit gelitten hat.

 

Ohne die zuverlässige und vor allem tatkräftige Unterstützung meiner lieben Kommilitonen wäre dieses Jahrhundertprojekt niemals möglich gewesen. Mein besonderer Dank gilt deshalb Josephine Bartholomé, Clara Kirmse und Alexander Ackermann. Und natürlich möchte ich mich auch ganz besonders in meiner Gemeinde bei Fam. Engel, Pastor Wehring, dem Kindergarten, Fam. Sievert und Fam. Pietsch bedanken, die uns so schön mit Speis und Trank versorgten, was uns sehr gut bei Laune hielt! Aus der Gemeinde war nun auch zu hören: „Jetzt ist die Kirche endlich wieder unsere Kirche“ Dann, so finde ich, hat sich der Aufwand doch gelohnt!!!