Langenhanshagen - bewegliche Ausstattung

Aufstellung des Altars und der Kanzel, Fotomontage R. Engel
Aufstellung des Altars und der Kanzel, Fotomontage R. Engel

 

Auch, wenn dieses besondere Kirchlein durch ihre Atmosphäre und den großzügigen Freiraum einen passenden Ort für moderne Kunst bietet, so sollten doch dennoch ein paar wenige Quadratmeter für die hochwertige alte Kunst übrig sein. Die Aufstellung des Altars im Chorraum und der Kanzel in der Nordostecke des Langhauses wären ebenso, wie die Rückführung aller Glasmalereien eine wahre Bereicherung für den Innenraum. Dies sind neben einem gepflegten und konservierten Gesamtzustand des Innenraums für die Zukunft sehr wünschenswerte Ziele.

 

Der Altar der Dorfkirche ist ein besonders interessantes Beispiel eines sakralen Ausstattungsstückes auf dem Lande, welches dem Zeitgeschmack entsprechend überarbeitet bzw. erweitert wurde. Aufgrund fehlender Unterlagen ist der Urheber des Altars leider nicht bekannt. Überarbeitungen lassen sich gelegentlich durch einige Verewigungen von regionalen Handwerkern auf der Rückseite des Altars zuschreiben. Der aus Predella und Altarschrein mit zwei Flügeln bestehende gotische Altar entstand bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Sinne der Renaissance wurde der Altar im 1/3 des 17. Jahrhunderts durch einen Altaraufsatz und das Gesprenge erweitert und seit dem mehrfach überfasst. Laut Inschrift erhielt die Ausstattung im Jahre 1728 eine Überfassung nach barocker Ästhetik. Im Zusammenhang mit dieser Fassung erfuhr auch die Nische der Kreuzigungsgruppe eine Neugestaltung. Hier wurde der Hintergrund nicht mehr neutral (z.B. vergoldet) verstanden, sondern durch eine gemalte Kreuzigungsszene gestaltet, in welche die Skulpturen komponiert wurden. In den Jahren 1852 bzw. 1866 kam es erneut zu einer weiteren grundlegenden Umgestaltung der Altarfarbigkeit. Im Sinne der neugotisch-historisierenden Haltung gegenüber dem Ausstattungsstück wurde dieses mittels einer dunklen Holzimitation neu gestaltet. Die Skulpturen wurden in diesem Zusammenhang mit einer monochromen Weißfassung mit Goldhöhung und Zeichnung versehen. Diese Umgestaltung führte nicht nur bei den Skulpturen, sondern am gesamten Altar zu Verfälschung und Verunklärung der Formen. Außerdem entstand eine neugotische Altarschranke.
Der stark restaurierungsbedürftige Altar ist derzeit demontiert und zum Teil auf der Empore aufgestellt. Eine zukünftige Wiederaufstellung im Chorraum mit Zusammenführung aller Bestandteile bleibt wünschenswert.

 

Beschreibung der ornamentalen Gestaltung des Altars:
Auf einer mit Wasserschlag versehenen Grundplatte ruht die kastenförmige Predella. Sie wird von einer Deckplatte geschlossen, deren Rand als umlaufendes Kranzgesims mit Hohlkehle ausgeführt ist. Die Maltafel der Predella ist mit einem weißen Beschlagornament auf hellblauem Grund und roten Schattenkanten verziert. Es setzt sich aus rautenförmig kreuzenden Bändern und Volutenspangen zusammen. Das Beschlagornament rahmt eine mittig angeordnete Kartusche. Sie beinhaltet einen hellblauen Fond mit goldener Inschrift (aufgrund schlechten Erhaltungszustandes noch nicht gänzlich entziffert).

Predella mit Beschlagwerksornament und Kartusche
Predella mit Beschlagwerksornament und Kartusche

Auf der Predella steht ein Altarschrein mit zwei Flügeln. Der Altarschrein gliedert sich in eine Kreuzigungsszene im Mittelfeld (gekreuzigter Christus, Maria und Johannes), welche zu beiden Seiten von 12 Nischen gerahmt wird. In diesen Nischen befinden sich über zwei Reihen verteilt die zwölf Apostel. Gerahmt werden Mittelschrein und Flügel von Seitenbrettern mit karniesförmigem Rand. Die vertikale Unterteilung der Apostelnischen erfolgt durch Streben. Sie erinnern an getreppte gotische Strebepfeiler und sind mit Wasserschlag und Hohlkehlen versehen. Die horizontale Gliederung des Retabels erfolgt durch gekehlte Wasserschläge.

Altarretabel 2. Hälfte 15. Jahrhundert
Altarretabel 2. Hälfte 15. Jahrhundert

Die Sockelzonen der einzelnen Felder werden von unterschiedlichen feingliedrigen Schleierbrettern geziert. Die Schleierbretter der Sockelzone unter der Kreuzigungsszene zeigen rautenförmig angeordnete, stehende Vierblätter. Vier nebeneinander stehenden und jeweils mit einem Ring verbundenen Vierblätter bilden mit weiteren angeschnittenen Vierblättern ein Gitterwerk.  Links und rechts unter den Apostelnischen befindet sich Maßwerk aus drei rautenförmig angeordneten, stehenden, genasten Vierblättern, welche jeweils von vier genasten Dreiblättern gerahmt werden. In den Sockelzonen der Seitenflügel wiederholen sich die Formen der Schleierbretter, wobei das Maßwerk zum Teil variiert. In der Sockelzone des linken Flügels
befindet sich ein Maßwerk, bestehend aus vier nebeneinander liegenden Dreiblättern, welche mittig mit einem Ring verbunden sind. Die Zwickel der liegenden Dreiblätter werden von stehenden, genasten Dreiblättern gefüllt. Diese Form des Maßwerks findet sich ebenfalls in der zweiten Reihe des rechten Flügels wieder. Möglicherweise wurden hier über die Zeit einige Teile
vertauscht.

Unterschiedliche Maßwerkformen der Schleierbretter in den Sockelzonen

Über jeder der zwölf Apostelnischen ist das Schleierbrett als feinteilig gegliederter Baldachin
ausgeführt. Kein Baldachin ist heute noch vollständig erhalten. Nur durch Zusammenfassung aller Fragmente ist die ursprüngliche Gestaltung zu verstehen. Auf zwei seitlich angeordneten Konsolen ruht ein Segementbogen mit Kleeblattbogenfries. Die darüber befindliche Thympanonzone ist als Maßwerk ausgeführt. Ein genaster Zweischneuß wird gerahmt von zwei stehenden, genasten Dreiblättern und flamboyantartigen Fischblasen in den Anfängerbereichen des darüber kielförmigen Bogens. Bekrönt wird der Thympanon von einer ebenfalls kielförmig ausgeführten Archivolte mit Krabben und Kreuzblume. Die Zwickel im Hintergrund bestehen aus lanzettförmigem Stabwerk.

Seitlich ausladendes Gesprenge
Seitlich ausladendes Gesprenge

An den Außenseiten des Altarretabels befindet sich ausladendes Gesprenge. Der obere Bereich erinnert an die Gestalt eines Greifs (evtl. Verbindung zum Pommerschen Wappentier).

Der Aufsatz über dem Altarretabel besteht aus einer mit Profilen gerahmten Maltafel und einer darüber befindlichen Schriftzone. Die Maltafel zeigt auf hellblauem Fond einen von Strahlen umgebenen achtzackigen Stern mit dem Auge Gottes. Zwei kannelierte und sich nach unten verjüngende Pilaster links und rechts der Maltafel stützen die darüber befindliche Schriftzone. Drei hölzerne Diamantsteine gliedern diese Zone in zwei Bereiche. Auf schwarzem Fond steht die goldene Aufschrift: ANNO 1728. Darüber befinden sich ein Zahnfries und ein abschließendes Kranzprofil. Links und rechts des Aufsatzes ist ein Gesprenge angebracht, welches sich aufgrund der Formen als Schweifwerk im Sinne der Renaissance interpretieren lässt. Über dem Aufsatz befindet sich eine Gesprengekrone mit Diamantstein und Spitze.
Zu den Seiten des Aufsatzes sind zwei kleinere Gesprengekronen mit lilien- und greifenförmiger Gestalt sowie Diamantstein und Spitze angeordnet.
Die neugotische Altarschranke wird geziert von Maßwerk mit zwei Nonnenköpfen und Dreipass.

Aufsatz über dem Altarretabel
Aufsatz über dem Altarretabel

 

Bemalung hinten: rechter Flügel (v. vorn gesehen): oben Engel mit Kreuz, unten Engel mit Schwamm, linker Flügel: oben ein Engel, unten Leiter und ein Haupt (Kreuzabnahme ?)

Auf der Rückseite verschiedene Inschriften, u. a.:Antiqua, eingeschnitzt oder gebrannt:

Anno 1538 obiit Titike Jorcken cum uxore.

C. Pahnecke/Maler/aus/Barth/1852.  …Hoffmann/aus/1.3.37 Richtenberg.  

E. 1866 Malermeister E. Köhn (Damgarten)

Schmidt/Maler/Wiepkenhagen/ 1936.     

Maler Karl Beeck (Langenhanshagen)

Malermeister Wilhelm Frahm (Heidberg) 1935


 

Die Kanzel befand sich ursprünglich direkt unter dem Triumphbogen. Darüber hing der Schalldeckel.  Später ist die Kanzel ohne Schalldeckel in der Südostecke des Langhauses auf einem gemauertem Sockel aufgestellt worden. Sie ist aus Eichenholz gefertigt und entand etwa im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts.

Die Ornamentik: Vier Blendarkarden werden jeweils links und rechts von Hermenpilastern gerahmt. Die ursprünglich polychrome Fassung wurde im 19. Jh. komplett überfasst. Vermutlich befanden sich in den oberen Feldern die Namen der Evangelisten, dazu in den Rundbögen die bildlichen Darstellungen und in den unteren Feldern ein Spruch. Außerdem wird der Kanzelkorb von Masken und Löwenköpfen sowie Beschlagwerkornament geziert. Häufig bestehen derartige Kanzelkörbe aus fünf Feldern (Mittig Christus, links und rechts jeweils 2 Evangelisten). Es ist davon auszugehen, dass ein Feld (ürspr. die Tür ?) fehlt.

 

Die Blenden des Schalldeckels sind mit Zahnfries und Beschlagwerkornament verziert. An der Deckelinnenseite befinden sich eine vom Zahnfries gerahmte Rosette und vier Blüten.

 

 

Verbleib: Kanzelkorb und Schalldeckel in mehreren Einzelteilen unter der Orgelempore vorhanden, Lagerungszustand ungenügend, zwei Gestänge zur Befestigung am Triumphbogen noch in der neuen Sakristei der Lüdershäger Kirche.

 

 


Die Taufe

Kalksandstein, um 1650, Höhe 94cm, ø76,5 cm


Kastengestühl

 

Nur noch einzelne Brüstungselemente und Türen des Chor- und des Kastengestühls erhalten, 18. und 19. Jh. mit Bezeichnungen, wie „Mittelhof/M.“

 

 

Verbleib: auf der Orgelempore

 

Ursprünglich an der letzten Bank (Südwestecke) Inschrift (Kapitale): Ott. HANS BANHOP/1742. (noch vermerkt in Kunstgutaufnahme M. Reimer, 1975)

 

Verbleib: ungeklärt